Autonomes Zentrum im Exil

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Heidelberg, den 23.07.2000

Pressemitteilung:

Nächtlicher Großeinsatz der Polizei in Heidelberg: WOFÜR? WOGEGEN?

Wie uns aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen bekannt geworden ist, wollte das »Unabhängige Komitee "Test Your AZ"« in der Nacht vom 22. auf den 23. Juli 2000 eine Party feiern: zu Gunsten eines neuen Autonomen Zentrums in Heidelberg.

»Wollte«? Ja, wollte!

Denn dazu kam es erst gar nicht. Mehrere Hundertschaften der Polizei waren in ihrem nächtlichen Einsatz auf das ganze Stadtgebiet verteilt: Zum Einen, um vermeintlich "in Frage kommende" Objekte vor einer Umwandlung in einen temporären AZ-Partyraum zu "schützen"; zum Anderen, um die Ansammlung vieler AZ-SympathisantInnen in und vor einer Gaststätte in der Karl-Metz-Straße im grünweißen Auge zu behalten. Die Karl-Metz-Straße war quasi in einen polizeilichen Belagerungszustand transformiert worden. Beide Zufahrts- und Zugangsmöglichkeiten waren abgeriegelt; und viele BesucherInnen dieser Gaststätte mussten sich beim Betreten dieser Straße strengen Kontrollen und Leibesvisitationen unterziehen lassen. Dabei kam es zu einer kurzzeitigen Ingewahrsamnahme.

Da es im Laufe der Nacht nicht zu einer einzigen strafrechtlich relevanten Handlung seitens des Umfeldes von AZ-SympathisantInnen gekommen ist, fragen wir uns, weshalb die Polizei ein solch martialisches Auftreten an den Tag gelegt, ihre Rolle als "Hüterin von Recht und Ordnung" bis ins Extrem ausgereizt und im Zuge dessen viele Menschen an der Wahrnehmung ihres "Rechts auf Freizügigkeit" gehindert hat.

Wir wissen es: Für die Interessen der Herrschenden der Stadt Heidelberg und gegen ein neues Autonomes Zentrum.

Wir protestieren hiermit aufs Entschiedenste gegen den Großeinsatz der Polizei vom 22. auf den 23. Juli. Wir protestieren gegen den Versuch, Menschen, bei denen ein Engagement für das AZ auch nur vermutet wird, präventiv zu kriminalisieren und sie damit von vornherein abzuschrecken.

Wir würden es sehr begrüßen, wenn die Verantwortlichen in Stadt und Verwaltung nachrechnen ließen, wieviel der neuerliche Polizeieinsatz gekostet hat und wieviele Autonome Zentren nunmehr von den bisher entstandenen Kosten für solche und ähnliche Repressalien finanzierbar wären.

Wir jedenfalls gehen davon aus, dass der Kampf für ein neues Autonomes Zentrum ungeachtet aller Repressionsmaßnahmen weiter gehen wird und solidarisieren uns mit allen, die sich diesem Kampf anschließen.

Pressegruppe des Autonomen Zentrums im Exil