Im folgenden der Artikel aus der RNZ vom 18.1.2001, den es hier als einfache TXT-Datei gibt. Am Ende wird kurz auf das "Test Your Playground"-Fest vom 13.1. eingegangen.

Das Autonome Zentrum will unbedingt ins Hellebächl

Vertreter des AZ wollen dafür sogar ein Nutzungs-Konzept vorlegen -
Von der Stadtverwaltung "restlos enttäuscht"

Vertreter des Autonomen Zentrums (AZ) wollen Oberbürgermeisterin Beate Weber beim Wort nehmen und in den kommenden Wochen ein Nutzungs-Konzept für "Hilde's Hellbächl" als neues Domizil für das AZ vorlegen. "Es soll niemand meinen, dass man nur lange genug warten muss, und dann erledigt sich das Problem AZ von selbst", sagten jetzt die AZ-Sprecher Michael Czaszkoczy und Michael Dandl im RNZ-Gespräch. Von der Stadtverwaltung und insbesondere von OB Weber sei man nach wie vor "restlos enttäuscht", so die Sprecher.

Die OB hatte den AZ-Sprechern in der letzten Gemeinderatssitzung gesagt, sie könnten sich um das Hellebächl bewerben wie jedes andere Wirtschaftsunternehmen auch, und wenn sie das bessere Konzept hätten, dann würden sie genommen, Eine solche Aussage sei schon etwas zynisch, meinen Czaskoczy und Dandl. Aber gerade deshalb werde man jetzt ein Konzept vorlegen und dann "mal sehen, was geschieht".

Dass ansonsten von Seiten der Stadt in Sachen AZ mittlerweile vier Jahre lang nichts geschehen sei, sei bezeichnend dafür, dass man bei der Stadt an der Lösung des AZ-Problems nicht interessiert sei, sagen die Sprecher. Die OB sei für sie dabei noch immer an ihr Versprechen von vor einigen Jahren gebunden, dem AZ ein neues Domizil zu besorgen. "Und dass so etwas mit gutem Willen durchaus möglich wäre, das haben wir ja in den letzten Wochen des alten Jahres gesehen", so Michael Dandl mit Blick auf die Diskussion um eine Jugendhalle beziehungsweise ein selbst verwaltetes Jugendzentrum, wie es in einer ehemaligen Fabrikhalle auf einer Schlossquell-Liegenschaft im Pfaffengrund damals im Gespräch war. "Da reden wir jahrelang von einem Gebäude für das AZ, ohne dass sich etwas tut", so Dandl, "und plötzlich fordert der Stadtjugendring so eine Halle, und dann zaubert sie die Stadt praktisch aus dem Hut."

Dass es mit dieser Halle letztlich nichts geworden sei, das "hat mit uns nichts zu tun und steht auf einem anderen Blatt", sagen die AZ-Sprecher. Und dass ihnen die Oberbürgermeisterin entgegengehalten habe, sie seien aus einer Beteiligung an einem solchen Hallen-Projekt von sich aus ausgestiegen, das wollen sie nicht gelten lassen: "Der gesamte so genannte Runde Tisch mit Vertretern des AZ, des Jugendrads der Stadt, der Schüler-Initiative für selbst verwaltete Jugendarbeit, des Arbeitskreises Heidelberger Schüler, des Kinder- und Jugendamts der Stadt, des Karlstorbahnhofs, des Stadtjugendrings und der Schulen konnte sich beim Nutzungskonzept auf keinen gemeinsamen Nenner einigen", so Michael Czasköczy. Selbstverständlich hätten die AZ-Vertreter nach wie vor generell Interesse, sich an einem selbst verwalteten Jugendzentrum zu beteiligen: "Allerdings nur", so Michael Dandl, "wenn auch eine tatsächliche Selbstverwaltung zur Diskussion steht."

Für "nachgerade albern" halten die AZ-Vertreter Drohungen seitens der Stadt, dass "Besetzungen gnadenlos verfolgt werden". Solche "Präventiv-Drohungen" kenne man in Heidelberg "seit Zundels Zeiten", sagen sie und stellen fest, dass "sich der Ton bei der Stadtverwaltung jetzt ganz schön verschärft hat". Sie selbst seien "weiter kompromissbereit", wenn es um ein mögliches Domizil für das AZ gehe, und "wir sind gesinnt, auch weiterhin friedlich zu sein".

Die AZ-Vertreter verweisen auch auf die Studie zur Lebenssituation in Heidelberg, die das Institut für Politische Wissenschaften im vergangenen Jahr erarbeitet hat (wir berichteten). Dabei werde klar, dass das "Problem AZ nicht negativ besetzt ist", so Csaszkoczy und Dandl. Laut Studie haben über 76 Prozent der Befragten vom AZ gehört. 56,4 Prozent befürworten eine Wiedereinrichtung; 29,8 Prozent sind dagegen.

Dass das ehemalige Hellebächl nach ihren Vorstellungen geradezu ideal für ein neues AZ wäre, das betonen die Sprecher. In den letzten Tagen haben um die 50 Sympathisanten des AZ auf der Freizeitanlage in Handschuhsheim ein "Test Your Playground'-Fest veranstaltet und Boulebahnen sowie den Fußballplatz "auf ihre Tauglichkeit für ein neues Autonomes Zentrum getestet", wie es heißt. Im Anschluss daran zog ein kleiner Demonstrationszug vom Bismarckplatz durch die Hauptstraße bis zum Rathaus und skandierte AZ-Parolen.