Autonome demonstrieren für ihre Freiräume

Versuch, das Alte Hallenbad zu besetzen, wird von der Polizei vereitelt
lex.

Ohne größere Zwischenfälle verlief die Demonstration der Antifaschistischen Initiative Heidelberg (AIHD) am vergangenen Samstag. Etwa 200 Sympathisanten zogen unter dem Motto „Freiheit stirbt mit Sicherheit" zur Hauptgeschäftszeit durch die Fußgängerzone, um ein Zeichen „Gegen Überwachungsgesellschaft und Polizeistaat" zu setzen. 100 Polizisten begleiteten die lautstarke, aber friedliche Demo. Nachdem diese sich am Bismarckplatz aufgelöst hatte, versuchten einige linke Autonome das Alte Hallenbad in der Poststraße zu besetzen.
Diese mittlerweile schon fast ritualisierte Handlung - als Forderung für ein neues Autonomes Zentrum in Heidelberg - wurde von der Polizei aber vereitelt. Die Besetzung des leer stehenden Bades macht aus der Sicht der Demonstranten
Sinn. Sie hatten sich auf Plakaten und in Sprechchören gegen „die Privatisierung des öffentlichen Raums" und gegen „die Verdrängung alternativer und selbst verwalteter Projekte" gestellt. Die Polizei ihrerseits hatte anscheinend schon geahnt, dass die Autonomen versuchen würden, das alte Gebäude zu besetzen, und sorgten schnell wieder für Ordnung. Vor der Demo hatte die Polizei bereits stichprobenartig Teilnehmer der Veranstaltung kontrolliert. Rucksäcke wurden auf Waffen oder Gegenstände, die als solche benutzt werden könnten, durchsucht. Anders als bei der AZ-Demo im vergangenen Sommer am Bauhaus zeigten sich die Polizisten dabei aber nicht allzu dominant. Dennoch sorgten die Kontrollen unter den Teilnehmern für Unmut.
„Wir wollen nur friedlich demonstrieren und Flugblätter verteilen", bekräftigten einige der Kontrollierten. Einsatzleiter Karl Himmelhan betonte denn auch, die Polizei wolle keinesfalls das Versammlungsrecht der jungen Leute beschneiden. „Die Kontrollen dienen lediglich als Prävention", schließlich seien Mitglieder der linken Szene potenziell gewaltbereit. In Heidelberg habe man schließlich schon einige Negativerfahrung sammeln können. Die Autonomen dagegen sahen die Kontrollen als Schikane und Stigmatisierung: „Die Polizei zeigt so starke Präsenz, um den Passanten zu suggerieren, von uns ginge eine Gefahr aus", empörten sich einige Teilnehmer. „Wenn die Demonstration friedlich bleibt, ist doch alles in Ordnung", beschwichtigte Himmelhan. Das war denn ja auch so.

Rhein-Neckar-Zeitung
24.6.02